Am 28.Juni starteten wir endlich zu unserer lange geplanten und mit Vorfreude erwarteten Wanderfahrt in Amsterdam. 18 Ruderer + 3 mitreisende, aber nicht rudernde Ehefrauen vom KRV Wiking, von der Uni und von der Alemannia waren angemeldet. Mit 2 Bussen und 4 Booten auf dem Bootsanhänger ging es los.
Die Bootseinteilungen, sowie die Belegung der Hotelzimmer konnte ich vorher planen, die Besatzungen der beiden Stadtmobilbusse ergab sich von selbst. Teilweise reisten die Teilnehmer auch privat an. So ergab sich ein beträchtlicher Altersunterschied zwischen den beiden Bussen. In dem einen saßen die, in deren Alter sich die Gesprächsthemen meist über die momentanen Wehwehchen drehen, und da gibt es genügend zur Auswahl. Ansonsten kann man ja über intellektuelle Weisheiten philosophieren. Zeit dafür war genug auf den 8 Stunden Fahrt.
Der andere Bus war mit purer Lebensfreude besetzt. Fast alles Studenten, Birgit und ich hoben den Altersdurchschnitt beträchtlich an. Es wurde gesungen und gegrölt, zu Songs aus unserer (wir Alten) Jugendzeit und ganz aktuellen Songs, „made by KRV-Ruderern“. Birgit und ich hatten jedenfalls keine Möglichkeit zum Philosophieren und schon gar nicht von unseren Auas zu berichten.
Wir zogen dann auch noch den Bootsanhänger und mussten bei Köln auch noch einen Umweg fahren, weil die Rheinbrücke bei Leverkusen für solche „Schwertransporter“ über 3,5 Tonnen, wie unser Gefährt gesperrt ist. Da kam man dann doch ins Philosophieren, wie das denn wäre bei uns hier in Karlsruhe, wenn die Rheinbrücke … keine Laster mehr auf der Südtangente… da könnte man das Thema zweite Brücke ja zu den Akten legen!
Nach 8 Stunden konnten wir dann beim Ruderverein Willem III an der Amstel die Boote abladen und aufriggern… hm, naja, reden wir nicht mehr drüber – wir mussten jedenfalls noch einen Vierer ausleihen, beim Willem III, mit ca. 800 Mitgliedern der größte Ruderverein in Amsterdam.
Dann ging es gleich auf die erste Fahrt, ein Stündchen noch auf der malerischen Amstel. Ich hatte die Moby Dick und wir waren in dem Alter, wo man erst mal klären muss: „Wer DARF denn Steuern?“ Ansonsten gab es die unausweichlichen und sicher lieb gemeinten Tipps, wie man das besser machen könnte, damit die drei Vierer nicht immer auf den Zweier warten müssen.
Danach ging es dann zu unserem Hotel in Huizen, etwa 25 Kilometer außerhalb von Amsterdam. In den Hotels innerhalb der Stadt hätte jedes Zimmer für die drei Nächte deutlich im Vierstelligen Bereich gekostet! Aber das Fletcher Hotel Nautisch Kwartier liegt ja auch wunderschön am See Gooimeer.
Am nächsten Tag stand dann die erste Tagesfahrt an, durch die Kanäle Amsterdams, die Grachten. Ich hatte wieder die Moby Dick, die anderen drei Obleute hatten auch ihr festes Boot. Und heute war die Frage bei mir im Boot: „Wer MUSS denn steuern?“ Die Lebensfreude strahlte aus der Moby Dick genau so hell, wie die Sonne vom makellos blauen Amsterdamer Sommerhimmel an diesen Tagen. Und es stellte sich nun eher die Frage, was ich den anders machen könnte, damit der Zweier nicht an jeder Ecke auf die drei Vierer warten muss! Aber da ich der Einzige war, der den Weg kannte, war es dann auch ganz sinnvoll, dass wir immer ein wenig weiter vorne waren. Schon bald spielte mir meine Karte aber einen Streich, denn dort, wo eine Brücke eingezeichnet war, gab es keine, nur einen Damm. Wir mussten umkehren, 2 Kilometer zurück rudern. Das gab dann einigen die Möglichkeit, bei einem Ruderverein anzulegen – es war wohl dringend.
Danach gab es erst mal keine Probleme mehr, wir konnten unsere Fahrt ohne Hindernisse durch diverse Kanäle fortsetzen. Erst als wir dann durch die enge Brouwersgracht fuhren und die Ausflugsschiffe reihenweise aus den noch engeren, aber dafür berühmten Prinsengracht, Keizersgracht und Herrengracht kamen, staute sich der Bootsverkehr etwas und unsrer Endevour bekam auch einen „Pferdekuss“ von einem der Ausflugsschiffe, ohne Folgen. Richtig viel los, war dann auf dem Kanal vor dem Bahnhof Amsterdam Centraal. Und vor der Ausfahrt in den großen Nordzeekanaal fanden wir dann auch einen gemütlichen Biergarten, wo wir auch einigermaßen komfortabel anlegen konnten um in der Gaststätte unseren Durst löschen zu löschen, und der war so, als ob wir gerade durch die Wüste gerudert wären!
Danach „schwächte“ ich die Moby Dick etwas, indem ich auf dem Steuersitz platznahm. Zumindest ruhten dort jetzt mindestens 20 Kilo mehr träge Masse! Aber schnell mussten die Vierer einsehen, sie hatten auch jetzt keine Chance, „kansch vergesse!“ Wir waren immer noch deutlich schneller! Richtig windig war es auf dem großen Kanal, außerdem stampften dort die Schiffe in voller Fahrt die Wellen hoch. Es war eine Erleichterung, als wir dann in den deutlich schmäleren Lotzingkanaal einbiegen konnten, ohne Schiffsverkehr. Dem Kanal folgten wir bis zur Amstel und es war später Nachmittag, als wir beim Willem III anlegten. Der größte Teil der Gruppe zog nun noch zu Fuß und per Metro in die Innenstadt, andere schafften es nur bis zu einem Restaurant am Ufer der Amstel, ein paar Gehminuten vom Ruderverein entfernt und ein Teil zog es auch vor, in die ländliche Ruhe um das Hotel zu entfliehen.
Am nächsten Tag stand eigentlich auf dem Programm, über die Seen Markermeer und Gooimeer nach Huizen zu rudern. Doch zum einen war es ziemlich windig, zum anderen mussten wir das geliehene Boot zum Ruderverein zurück bringen. So beließen wir es dabei, über die Weespertrekvaart nach Weesp zu rudern und noch ein Stück auf der Utrechtsche Vecht und dann den gleichen Weg wieder zurück. Bei der Roeivereniging Weesp konnten wir eine längere Pause einlegen.
Etwas Unmut gab es dann auf der Rückfahrt bei der Querung einer Zugbrücke in Weesp. Der für die Bedienung der Brücke Verantwortliche, sah keine Veranlassung, Ruderboote durch zu lassen und ließ die Brücke wieder herunter, als ein Boot darunter war und ein zweites gerade unter die Brücke fuhr – es ist nichts passiert. Er war der Meinung, dass wir doch durch den seitlichen Durchlass mit eingezogenem Kopf und angelegten Skulls durchtreiben könnten. Es blieb uns dann keine andere Wahl. Die Rückfahrt zum Willem III durch die Weespertrekvaart war dann schnell gemacht.
Abends gingen wir dann wieder essen in Huizen, es war nicht einfach, für 18 Leute einen Tisch zu reservieren.
Am Sonntag verzichteten wir dann auf eine weitere Ausfahrt, sondern verluden sofort die Boote und machten uns auf den Heimweg.
Text und Bild: Bernd Attner