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AktuellTermineRückschauMasters Lehrgang Ratzeburg
11.03.2016
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Auch dieses Jahr fand wieder der Masterslehrgang am Olympiastützpunkt in Ratzeburg statt. Aus unserem Verein haben sich Martin Damm, Stephan Leschka, Detlef Rautmann und Maria van der Beck aufgemacht, um an diesem Lehrgang teilzunehmen und mehr über die technischen und physiologischen Grundlagen des Ruderns zu erfahren. Der Lehrgang fand in zwei Gruppen mit insgesamt 60 Teilnehmern aus ganz Deutschland statt. Das Wetter in Ratzeburg war noch winterlich kalt, aber dafür trocken und das Wasser war eisfrei.
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Nach einer zügigen und problemlosen Anreise am Donnerstag, ging es nach der Begrüßung der Teilnehmer gleich mit dem ersten Kurs zum Thema „Bewegungsablauf im Ruderboot“ los. Der Vortrag wurde von Marc Swienty, einem der Stützpunkttrainer gehalten und anhand von Videoanalysen seiner Rennruderer wurde das Bewegungsleitbild erklärt und selbst nach langer Rudererfahrung, konnten wir uns noch einige Ratschläge mitnehmen, um sie dann im Boot umzusetzen.
Am nächsten Morgen folgte der Kurs zum „Wassersport im Winter“ und zu den Gefahren, die durch das Eintauchen in kaltem Wasser ausgehen. Der Vortrag wurde von Andreas Bartsch gehalten, der die Organisation des gesamten Lehrgangs übernommen hat und beruflich als Notarzt tätig ist. Er konnte daher sehr gut die medizinische Sicht darstellen und hat insgesamt ein Bild vermittelt, daß uns alle sehr nachdenklich gemacht hat und zu dem Vorsatz geführt hat bei niedrigen Wassertemperaturen auch zu Hause im Hafenbecken nur noch mit Schwimmwesten unterwegs zu sein. Zur weiteren Vertiefung des Themas ist der folgende link empfohlen. (www.coldwaterbootcamp.com)
 
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Anschließend ging es dann endlich aufs Wasser zur ersten Videoanalyse. Neben einigen Vierern und Doppelzweiern sind viele Teilnehmer im Einer gerudert. Natürlich alle mit Schwimmweste. Die Aufnahmen wurden sehr effizient durchgeführt, so daß es auch bei der hohen Anzahl der Teilnehmer insgesamt nicht länger als eine Stunde gedauert hat. In der anschließenden Videoanalyse wurden dann die einzelnen Boote detaillier besprochen und dies gab uns wertvolle Hinweise wie die Technik zu verbessern ist.
Nach dem Essen ging es dann in die Turnhalle mit schönem Blick über den spätwinterlichen Ratzeburger See zur Ausgleichsgymnastik. Eine Disziplin, die von vielen Rudern doch etwas vernachlässigt wird. Die folgenden 90 Minuten haben uns dann aber gezeigt, daß Rudern nicht wirklich jeden Muskel trainiert und daß gezielte Übungen für die Bauch- und Rückenmuskulatur durchaus erforderlich sind.
Am späten Nachmittag begannen dann die Vorträge zur Leistungsphysiologie, die Ulrich Hartmann als Sportwissenschaftler von der Universität Leipzig gehalten hat. Nach der Darstellung der wissenschaftlichen Grundlagen, wurde die Übertragung auf die Trainingssteuerung und die Renngestaltung vorgenommen. Dabei waren für mich die folgenden Erkenntnisse am bedeutendsten. Erstens, der weitaus größte Teil (90%+) des Trainings soll im Bereich der Grundlagenausdauer erfolgen und nur vor den Wettkämpfen soll die Intensität nennenswert gesteigert werden. Zweitens, die 1.000m Strecke ist eine eigentlich ungeeignete Belastung für ältere Ruderer (40+), die von ihrer Leistungscharakteristik eher auf die Langstrecke passen. Drittens, es dauert Jahre durch Training eine gute Form aufzubauen und diese kann bei Untätigkeit bereits nach 3 Monaten wieder völlig verloren gehen und muß dann über sehr lange Zeit wieder neu aufgebaut werden.
 
Am Samstag ging es dann gleich mit einem Laktattest auf dem Ergometer los, um die individuelle Leistungsfähigkeit zu ermitteln, und um jedem Teilnehmer Anhaltspunkte zu geben, die ihm bei der Gestaltung seines Trainings weiterhelfen. Dankbarerweise war es ein submaximaler Test, der in drei Stufen zu je acht Minuten gefahren wurde. Es war also nicht erforderlich 2.000 m mit voller Leistung zu Rudern. Aus den Ergebnissen ließ sich dann ableiten, wie die Laktatbildung über die Höhe der Belastung zunimmt und in welchen Bereichen die Herzfrequenzen die Ausdauerbelastungen liegen.
Während des Laktattests, an dem die Teilnehmer nacheinander in Gruppen teilnahmen, bestand die Möglichkeit die mitgebrachten Boote durch den Bootswart des Stützpunktes vermessen zu lassen. Da wir kein Boot dabei hatten, haben wir diese Zeit für eine zusätzliche Rudereinheit genutzt und dabei die Weite des Ratzeburger Sees schätzen gelernt.
Im weiteren Verlauf wurde dann noch eine zweite Videoanalyse durchgeführt, weitere Vorträge zur Leistungsphysiologie gehalten und abschließend auf Aspekte der Ersten Hilfe im Boot eingegangen.
Insgesamt wurden die intensiven vier Tage von allen Teilnehmern als sehr positiv eingestuft, wobei auch die gute Verpflegung durch die Gastronomie am Stützpunkt und der freizügige Zugang zu sehr gutem Bootsmaterial besonders zu erwähnen sind. Einige Teilnehmer hätten sich noch mehr Zeit auf dem Wasser gewünscht.

Aus meiner Sicht kann ich den Lehrgang jedem Ruderer empfehlen, dem neben einer kontinuierlichen Weiterentwicklung der eigenen Technik auch die Grundlagen der Leistungsphysiologie und die Einflüsse auf Training und Rennen interessieren. Sehr positiv ist auch die gute Atmosphäre unter den Teilnehmern und die Möglichkeit sich mit Gleichgesinnten über Rudern, Vereinsleben und natürlich auch andere Themen auszutauschen. Das auch gerne bei einem abendlichen Bier im Ratzeburger Ortszentrum.

(Text: Stephan Leschka; Bilder: Stephan Leschka & Detlef Rautmann)