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AktuellTermineRückschauRhein-Wanderfahrt
22.07.2016
Die Idee für die Fahrt entstand schon vor einem Jahr, unmittelbar nach der damaligen Tour von Karlsruhe zum Kükopf. Ich hatte damals an der Wanderfahrt, die von Reinhardt Mürb aus Aschaffenburg organisiert wurde teilgenommen. Nach dieser Tour fehlte Reinhardt nur noch der Abschnitt zwischen Breisach und Karlsruhe, dann hätte er den gesamten Rhein befahren. Er wollte dieses Stück unbedingt machen, mit einer möglichst großen Gruppe aus Aschaffenburg, Bamberg und Karlsruhe. So begannen dann gleich nach der Tour die Planungen für die Fahrt von Breisach nach Karlsruhe.
Zusammen mit Ellen aus Bamberg begann er die fahrt zu planen und die beiden zogen dann auch mich in die Planungen mit ein. Auch die Alemannen, so der Plan, sollten teilnehmen, aber da zeigte sich schon bald, dass die kein großes Interesse daran haben.

Die Streckenführung mit den vielen Schleusen zwischen Breisach und Straßburg behagte mir nicht so sehr, aber Reinhardt wollte genau dieses Stück Rhein befahren.
Schon bald wurden Hotels ausgesucht und reserviert, für 24 Teilnehmer. Der Reinhardt ist halt Optimist!
Die Boote + Bootsanhänger sollten wir vom Wiking stellen, und die Alemannen, wenn sie den überhaupt Teilnehmer stellen würden. Die ersten Anmeldungen kamen dann schon bald, aus Bamberg und Aschaffenburg, aber es zeigte sich schnell, dass 24 Teilnehmer doch etwas zu optimistisch geplant sind. Lange tat sich nicht viel auf den Anmeldelisten.
Das nächste Problem kam dann schon im Februar auf, der Termin überschneidet sich mit der Landesmeisterschaft in Breisach, dort würden wir beide Hänger für die Rennboote benötigen. Da aber unser Start auch in Breisach sein sollte, könnte man ja auch Gigboote mitnehmen.
Als nun alle Schwierigkeiten gelöst schienen, begannen Reinhardt und Ellen zu wanken, einmal wollten sie die Tour ganz abblasen, dann wieder doch machen…
Irgendwann entschieden sie sich dann – abzusagen! Ok, gut, dann sind wir also alleine. Die andern aus Bamberg zogen auch zurück, aus Aschaffenburg bleiben noch zwei, Susanne und Holger Bastian.
Nach einigem Mailwechsel mit Werner Rudolph vom LRV entschied ich mich dann, die Strecke zwischen Breisach und Schleuse Gerstheim zu streichen. Zu groß war das Risiko, dass wir an den Schleusen nicht bedient würden.
Also wurden noch mal Hotelzimmer storniert. Bis zum letzten Tag vor der Abreise gab es dann noch Diskussionen mit dem Bootstransport, bis das dann endlich auch geklärt wurde.
Unsere Boote wurden dann am Freitagmorgen bei der Schleuse Straßburg abgeladen, der Rest führ weiter nach Breisach. Da die beiden Aschaffenburger direkt zum Hotel in Schwanau anreisten, mussten wir die erste Etappe mit „Loch“ fahren, das heißt, die Taitänic wurde als gesteuerter Zweier gerudert. Dazu noch der Zweier „Sturmvogel“ . 11 Kilometer nur, stromaufwärts, bis zum Altrhein bei der Schleuse Gerstheim. Aber was heißt schon „stromaufwärts“, zwischen den Schleusen ist ja kaum Strömung. Zumindest ist sie kaum spürbar – wenn man abwärts rudert. Dass sie dennoch vorhanden ist, das merkten wir dann ziemlich bald, beim Aufwärtsrudern! 3 Stunden benötigten wir für die 11 Kilometer. Na ja, richtig gepowert  haben wir auch nicht und die drei Studenten Stephanie, Sebastian und Oskar in der „Taitänic“ begannen schon bald, sich Lausbubenstreiche auszudenken. Ingrid, Sabine und ich im „Sturmvogel“ wunderten uns schon, warum Sebastian auf dem Steuersitz eine Sprudelflasche mit Rheinwasser füllte und damit versteckt unter der Bordkante herumhantierte. Als wir dann näher kamen, wurden wir mit Wasserbombern beworfen. Gut, bei schwülen 31°C konnte man eine Erfrischung auch gut gebrauchen.
Am Spätnachmittag legten wir dann am Gelände des WSV Lahr an, wo wir unsere Boote für eine Nacht deponieren durften. Birgit, die für uns den Landdienst machte, wartete schon mit dem Bus auf uns. Doch bevor wir zum Hotel fuhren, wurde noch ein Fässchen angezapft, das noch von Sebastians Geburtstag übrig war. Nach einer ausgedehnten Siesta auf dem Bootssteg des WSV fuhren wir dann zum Parkhotel Europa in Almannsweier, wo wir die Übernachtung gebucht hatten. Ein schmuckes kleines Hotel, mit guter mediteraner Küche, das man gerne weiterempfehlen kann.
Birgit und ich warteten im Hotel auf Susanne und Holger aus Aschaffenburg, die anderen fuhren nach Straßburg.
Wenn man den Rhein bei Karlsruhe und weiter nördlich kennt, wird man vom Rhein südlich von Straßburg etwas enttäuscht sein, oder je nach Gemüt ihn als angenehm empfinden. Es sind kaum Schiffe unterwegs, somit gibt es praktisch auch keine Wellen. Und die Strömung ist eher gemächlich, zwischen den Schleusen, die im Abstand von jeweils etwa 15 Kilometern das Wasser stauen. Zumindest als wir am Samstag wieder flussabwärts ruderten, hatten wir nicht mehr den Eindruck, dass uns die Strömung arg unterstützen würde.
Vor der Abfahrt konnte Oskar seine Französischkenntnisse an den Mann bringen, er durfte bei der Schleuse Straßburg anrufen und fragen, ob wir in etwa einer Stunde geschleust werden können. Die Antwort: „Es gibt keine Genehmigung, Sportboote zu schleusen!“ Der Schleusenmensch ließ sich nicht überreden. Also mussten wir zwei Mal umtragen, um auf dem Altrhein die Schleuse zu umgehen. 300 bis 500 Meter mussten wir die Boote dabei schleppen, das hat bei der ersten Umtragestelle etwa 1,5 Stunden, bei der zweiten dann etwa eine Stunde gedauert, bis wir wieder im Boot saßen. Vor allem das Gewicht der Taitänic ließ bei uns so manchen Fluch entweichen! Aber  die Mühe hat sich gelohnt, denn die Altrheinstrecke führt durch eine sehr schöne, ruhige Auenlandschaft.
Aber ich sah mich in meiner Entscheidung bestätigt, die erste Etappe von Breisach bis Schleuse Gerstheim, mit drei Schleusen zu streichen. Dort hätten wir vier Mal pro Schleuse umtragen müssen, das wäre zeitmäßig sehr problematisch geworden, bzw. praktisch nicht machbar gewesen.
In Kehl konnten wir am Bootssteg der Kehler Paddlergilde bequem anlegen und im Restaurant nebenan zu Mittag zu essen.
Jetzt hatten wir eine Strecke mit etwas Strömung vor uns, aber nur für ein paar Kilometer, denn beim Näherkommen an die Schleuse Gambsheim wurde die Strömung wieder deutlich ausgebremst.
Schon bei der Abfahrt in Kehl konnte Oskar wieder sein Französisch anwenden, um in der Schleuse anzufragen. „Das könnt ihr euch doch sparen“, winkten einige Pessimisten ab. Doch Oskar schwenkte schnell vom Französisch in Deutsch um, denn der Elsässer am anderen Ende der Leitung verstand auch gut Deutsch. Und er sagte uns auch gleich, dass wir in die rechte Schleusenkammer einfahren dürfen! „Hipp Hipp Hurrah!“
Eine Stunde später waren wir da und wie versprochen ging das „Sesam-öffne-dich“ auch gleich nach oben, als wir ankamen und hinter uns auch gleich wieder zu. Ein paar Minuten später konnten wir gut 10 Meter tiefer unsere Fahrt fortsetzen. Etwas Optimismus ist manchmal auch ganz gut: „Nur wer nicht aufgibt, kann Weltmeister werden“!
Wir hatten nun noch etwa drei Kilometer, dann konnten wir in unseren heutigen Zielhafen einbiegen, den Baggersee von Freistett, von dem wir schon mehrfach zu Tagestouren aufgebrochen waren. Beim WSV Sasbach-Freistett konnten wir am Kiesstrand anlegen und die Boote hinter deren Bootshaus deponieren. Dort wurde wir von einem hunderte Saugrüssel starken Empfangskomitee gierig erwartet!
Birgit brachte uns mit dem Bus zu unserem nächsten Hotel. Schon am Tag vorher hatte ich mit dem Hotel telefoniert um unsere Ankunft noch mal zu bestätigen. Kurze Zeit später kam ein Rückruf „Sie haben doch schon heute gebucht“. „Nein, nein, ich habe über Booking.com für morgen reserviert, 5 Zimmer, 9 Personen!“ „Ach so, Sie sind der Herr Attner?“ „Ja!“ „Alles klar, das geht in Ordnung!“ Durchatmen. Einige Minuten später wieder ein –entsetzter- Anruf: „Waaaas, sie brauchen 9 Zimmer???“ „Nee, 9 Personen, 5 Zimmer!“ „Achso…“
Ok, im Hotel erwarteten uns 5 Zimmer unterm Dach, richtig stickig und heiß, die Dachluken konnte man nur einen Spalt breit öffnen!
Dann das Essen, es dauerte…. -  noch länger…. Susanne und Holger hatten das Gleiche bestellt. Irgendwann kam dann die Bedienung: „Mit Bubespitzle können wir nicht mehr dienen, ich kann Knödel anbieten!“ „Also gut, ist auch recht!“  Wieder gefühlte Ewigkeiten später bekam dann Susanne ihr Essen, Holger musste noch warten. Dann kam auch sein Fleisch „Die Beilage kommt gleich!“ Nach einiger Zeit, als die Bedienung mal wieder vorbei flitzte, drückte er ihr den Teller mit dem Fleisch wieder in die Hand: „Stellen Sie das doch bitten noch warm, bis die Knödel fertig sind!“ Wieder einige Minuten später kam sie dann wieder, mit dem kompletten Menü. Das Fleisch war nun warm, aber die Knödel kalt…
Der Koch brüllte irgendwas aus der Küche, was ich nicht verstehen konnte.
Holger hatte nun genug und keinen Hunger mehr. Er ließ alles zurückgehen.
Es folgte eine schweißtreibende Nacht unterm Dach. Den Namen des Hotels in zentraler Lage in Scherzheim gebe ich lieber nicht weiter.
Nach dem Frühstück, bei dem dann alles passte, fuhren wir wieder zu unseren Booten und verscheuchten das Sagrüsselgeschwader. Mit dem Ablegen aufs sichere Wasser ließen wir uns nicht viel Zeit.
Zwei Stunden bis Schleuse Iffezheim. Dieses Mal versuchte ich mein Glück und ich hatte erfolg: „Fahren Sie dann zum Steuerbordsteiger, dann gebe ich Ihnen weiter Infos über den Lautsprecher!“ kündigte der Schleusenwart an. Die Info war schon vom weitem zu sehen: Grünes Licht und ein geöffnetes Schleusentor! Besser geht’s nicht. Also nichts wie rein, noch kurz auf ein kleines Motorboot warten und an geht’s. „Hip hipp, Hurrah!“
Auf diesem Streckenabschnitt saß ich am Steuer und ein paar Kilometer nach der Schleuse zog ich an meinem Steuerseil auf Steuerbord und ich zog und zog, das Ding wurde aber immer länger bis ich schließlich das Seilende in der Hand hielt – ohne Steuerwirkung versteht sich! Während den letzten Tagen kamen uns ja kaum Schiffe entgegen, nun kam natürlich gleich eine ganze Karawane, immer schön im Abstand von 500 Metern. Mit Überziehen war das Boot nicht mehr zu steuern. Wir hielten in der Murgmündung an und da Sebastian im anderen Boot sowieso eine Abkühlung brauchte, sprang er ins Wasser um unser Steuerseil wieder anzubinden.
Wir bogen in den Goldkanal ein mit dem Ziel RCR. Jetzt machten Stephanie und Oskar bei mir im Sturmvogel noch mal richtig Druck, um den Kanuten zu zeigen, was richtige Ruderer sind. Auch die Mannschaft in der Taitänic konnte da nicht mehr mithalten.
Gut gestärkt beim RCR konnten wir dann auch die letzten schwül-heißen Kilometer bis nach Hause noch durchziehen.
Es war eine sehr schöne Fahrt die allen sehr viel Spaß machte.
(Bilder und Text: Bernd Attner)
 
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